Schutz (Pokrow) unserer heiligen Herrscherin, der Gottesmutter und immerwährenden Jungfrau Maria. Das Fest wird am 14. Oktober gefeiert (am 1. Oktober nach julianischem Kalender)
Das Wort „Pokrow“ wird aus dem Slawischen als „Umhang“ und auch als „Schutz“ oder „Beistand“ übersetzt.
Die allerheiligste Jungfrau wird auf der Ikone „Mariä Schutz“ für die Welt betend und in der Umgebung von Engelsgesichtern, Propheten und Aposteln dargestellt, wobei sie durch ihren „Schutz“ die Christen segnend.
Diese Darstellung dient der Erinnerung an eine wunderhafte Vision, die der Heilige Narr in Christo Andreas in der Blachernen-Kathedrale (zu Beginn des 10. Jahrhunderts) in Konstantinopel während der Nachtwache-Gottesdienstes hatte.
Im Heiligenleben des Heiligen Andreas wird seine Vision der Heiligen Gottesmutter so beschrieben: „Einst, während der Nachtwache in der Blachernen-Kathedrale, kam dorthin der Heilige Andreas. Epiphanias (der Schüler des heiligen Andreas) war auch dort und einer seiner Diener mit ihm. In gewohnter Weise stand er, solange er Kraft hatte: manchmal bis Mitternacht, manchmal bis zum frühen Morgen. Etwa in der vierten Nachtstunde sah der heilige Andreas mit eigenen Augen eine majestätische Frau, welche von der Zarentür der Ikonostase her schritt, zusammen mit einem ehrfurchtgebietenden Gefolge. Der ehrenhafte Johannes der Täufer und der Sohn des Donners (der heilige Apostel Johannes) stützten sie mit ihren Händen. Viele Heilige in weißen Kleidern gingen ihr voran, manche folgten ihr, und sangen dabei Hymnen und geistliche Lieder. Als sie sich dem Ambon näherte, kam der Ehrwürdige zu Epiphanias heran und sagte: „Siehst du die Herrin und Zarin der Welt?“ – „Ich sehe, mein geistiger Vater, und erschrecke mich“ – antwortete er. Und solange sie sahen, betete sie eine lange Stunde sich niederkniend und ihr göttliches und allreines Gesicht mit Tränen begießend. Als sie das Gebet beendet hatte, ging sie zum Altartisch und betete hier für das Volk in der Kirche.
Nach dem Beten zog sie ihren dem Blitz ähnlichen, glänzenden, großen und ehrfurchterregenden Umhang (das Omophorion) aus, den sie auf Ihrem allreinen Kopf getragen hatte und hielt ihn mit großer Feierlichkeit mit Ihren allreinen Händen. Über das ganze Volk breitete sie den Umhang aus. Der heilige Andreas und Epiphanias sahen sich diesen über das Volk ausgebreiteten Umhang an, welcher der Herrlichkeit Gottes glich, glänzend wie ein Blitz. Und solange die heilige Gottesmutter dort war, war wahrscheinlich auch der Umhang dort. Aber als sie weggegangen war, wurde auch der Umhang unsichtbar. Die Gottesmutter nahm den Umhang mit, schenkte jedoch den dort Anwesenden die göttliche Gnade“. (Monat. des Erzbischofs Sergij, II, 405.)
So, erschien die Gottesmutter in der Luft, für die Welt betend, umgeben mit den Gesichtern der Engel, Propheten und Apostel, die mit ihren Tränen für die Menschen beten. Die heilige Gottesmutter bat den Herrn Jesus Christus, die Gebete aller Menschen anzunehmen, die sich seinem heiligsten Namen und Ihrem Beistand zuwenden.
«König des Himmels, – betete die in der Luft mit den Engeln stehende reine Jungfrau, – nimm jeden Menschen an, der sich deinem heiligsten Namen zuwendet und um Deine Hilfe bittet. Lass ihn nicht hilflos und unerhört bleiben». Nach dem Beten zog die Heilige Gottesmutter das Omophorion (den Umhang) aus breitete es mit ihren allreinen Händen über das ganze im Tempel stehende Volk aus.
Anläßlich mehrerer Wirren im Byzantinischen Reich wurde der Tag Mariä Schutz nicht zu den Feiertagen hinzugefügt. Die Ehre der Festsetzung dieses Festes gehört der Russischen Kirche, welche sich gleich von Anfang an dem Schutz Maris anvertraute und den Tag seines Erscheinens feierte. Die Vision des Heiligen Andreas ereignte sich am 1. Oktober, weshalb die Kirche an diesem Tag das Fest Mariä Schutz feiert.
Das Fest Mariä Schutz wird im orthodoxen Russland besonders groß gefeiert. Seit dem Altertum wurden in Russland Kirchen dem „Pokrow“ Marias geweiht und es gibt mehrere wundertätige und besonders verehrte Ikonen zu Ehren von Mariä Schutz.
Die weltberühmte Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl wurde 1165 vom Heiligen Fürsten Andrei Bogoljubskij errichtet. Dank der Mühen dieses heiligen Fürsten wurde in der Russischen Kirche das Fest Mariä Schutz eingeführt. In Nowgorod gab es im 12. Jahrhundert ein Kloster Mariä Schutz (das sogenannte Swerinskij-Kloster). In Moskau wurde von Zar Iwan dem Schrecklichen das Kloster Mariä Schutz bei der Kirche der Heiligen Dreieinigkeit (bekannt als Basilius-Kathedrale) errichtet.
Am Fest Mariä Schutz bitten wir die Königin des Himmels um ihren Beistand und ihre Hilfe: „Bete für uns, Heilige Gottesmutter! Lass uns für unsere Sünden nicht sterben, schütze uns vor dem Bösen und seinen Nachstellungen. Wir vertrauen uns Dir an! Den Tag deines Schutzes feiern wir und preisen dich hoch».